Was versteht man unter dem Begriff Hygiene?

Hygiene ist ein Begriff, der uns immer häufiger begegnet – sei es im Rahmen von Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen oder auch in anderen Bereichen, wie bei Schlafhygiene oder Psychohygiene. Aber was versteht man eigentlich unter Hygiene und wer bestimmt, was hygienisch ist? Häufig wird der Begriff gleichbedeutend mit Sauberkeit verwendet – doch diese Definition ist nicht ausreichend. Das Wort Hygiene leitet sich von dem Altgriechischen Begriff ὑγιεινή ab, der soviel bedeutet wie „Kunst, die der Gesundheit dient“. Diese Definition ist auch heute noch gültig: Alle hygienischen Maßnahmen vereint, dass sie dem Erhalt und der Verbesserung der Gesundheit dienen. In der Gesundheitsberichterstattung des Bundes wird Hygiene noch ausführlicher definiert als „Gesamtheit aller Bestrebungen und Maßnahmen zur Verhütung von Krankheiten und Gesundheitsschäden“. 

Geschichte der Hygiene

Seife, Desinfektionsmittel, sauberes Leitungswasser und unbedenkliche Lebensmittel: Heute sind hohe Hygienestandards für uns selbstverständlich. Aber wie sah es früher aus? Die Geschichte der Hygiene ist nicht immer stringent gewesen. So kannten die Römer bereits im ersten Jahrhundert vor Christus grundlegende Hygieneregeln und bemühten sich, Infektionen durch Quarantäne einzudämmen. In der Geschichte der Hygiene gibt es jedoch auch dunkle Kapitel: So gab es im europäischen Mittelalter aus heutiger Sicht erhebliche hygienische Defizite – auch und gerade bei der Sauberkeit im öffentlichen Raum. Kanalisationen und Abfallsysteme waren noch unbekannt, Menschen lebten mit Tieren auf engstem Raum zusammen, Unrat und Fäkalien wurden einfach in Flüsse geleitet, deren Wasser auch der Körperpflege diente. Die Folgen waren nicht nur extreme Geruchsbelästigungen in den Städten, sondern auch die regelmäßige Ausbreitung von Infektionen wie der Pest oder der Cholera.  

Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein waren die hygienischen Bedingungen in der Medizin – mit heutigen Maßstäben gemessen – erschreckend: Arztkleidung und medizinisches Gerät wurde nicht gereinigt oder desinfiziert, Frauen starben häufig am Kindbettfieber, weil kaum ein Arzt seine Hand vor der Geburtshilfe einer Reinigung unterzog und so Krankheitserreger übertragen wurden. Doch verschiedene Pioniere revolutionierten die Hygiene: Ignaz Semmelweis bewies, dass Krankheiten sich durch Desinfektion bekämpfen lassen. Max von Pettenkofer leitete 1865 den ersten deutschen Lehrstuhl für Hygiene und auch Forscher wie Robert Koch, Johann Peter Frank und Franz Ballner legten Grundsteine für die Hygiene von heute. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts engagierten sich auch die Regierungen für den Aufbau einer öffentlichen Gesundheitsversorgung mit einer verbesserten Stadthygiene und technischen Errungenschaften wie Wasserreinigung und Abwassersystemen. 

Unterschied zwischen privater und öffentlicher Hygiene

Heute wird häufig zwischen persönlicher Hygiene und öffentlicher Hygiene unterschieden. Die persönliche Hygiene ist jedem Menschen selbst überlassen und umfasst Maßnahmen wie die Körperhygiene oder die Mundhygiene – also Dinge wie Duschen, Haarewaschen und Zähneputzen. Auch Reinigung und Sauberkeit im eigenen Haushalt – wie Wäsche waschen, Böden wischen und Staubsaugen – gehört in den Bereich der persönlichen Hygiene. Die öffentliche Hygiene dagegen umfasst sämtliche Maßnahmen, mit denen der Staat die Gesundheit der Bürger schützt und erhält. Das betrifft nicht nur medizinische Einrichtungen und ärztliche Betreuung, sondern auch die Versorgung mit hygienisch unbedenklichen Lebensmitteln, sauberem Leitungswasser, einer organisierten Stadtreinigung und natürlich einem fachgerechte Fäkalabtransport mit Kanalisationssystemen und Kläranlagen. 

Der Begriff Hygiene in der heutigen Zeit

Dank weit entwickelten Infektionsschutzmaßnahmen und medizinischen Innovationen wie Impfungen oder Antibiotika genießen wir heute ein hohes Hygieneniveau und eine weit entwickelte öffentliche Gesundheit. An öffentlichen Orten bleibt Hygiene jedoch ein wichtiges Thema. Das betrifft viele verschiedene Bereiche wie unter anderem: 

  • die Hygiene in öffentlichen Toiletten, beispielsweise an Bahnhöfen oder in Verwaltungsgebäuden
  • die Hygiene in öffentlichen Gebäuden wie Kirchen, Kaufhäusern oder Freizeitstätten
  • die Hygiene in Bildungseinrichtungen wie Kitas, Schulen oder Universitäten
  • die Hygiene in allen Einrichtungen des Gesundheitswesens wie Kliniken und Krankenhäusern

Die Hygiene und Desinfektion in Krankenhäusern ist heute ein besonders wichtiges Thema – immerhin sterben Experten zufolge bis zu 15.000 Menschen pro Jahr an Krankenhausinfektionen. Das zeigt, dass auch in der heutigen Zeit die Maßnahmen der Hygiene essentiell wichtig sind. Die Corona-Pandemie hat uns zusätzlich ins Bewusstsein gerufen, dass Hygiene nichts ist, das staatlich verordnet werden kann. Jeder Einzelne muss im öffentlichen Raum mit daran wirken, die Regeln der Hygiene zu gewährleisten – beispielsweise, indem er Abstand zu anderen Menschen hält, die Hände regelmäßig wäscht und in die Ellbeuge niest, anstatt in die Hand.